Podologie 2030: Wie sieht die Zukunft der Fußpflege auf der BEAUTY Düsseldorf aus?

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Ein wichtiger Schwerpunkt der BEAUTY DÜSSELDORF 2023 lag in Halle 9 auf dem Bereich Fuß. Hier wurde auf der BEAUTY full FEET Stage ein umfangreiches Programm mit Fortbildungen und Fachvorträgen zu podologischen, medizinischen, berufspolitischen und betriebswirtschaftlichen Themen angeboten. Ein Highlight war die Podiumsdiskussion Podologie 2030, die die Zukunft der Podologie beleuchtete.

Podologie in Deutschland: Professionalisierung, Kooperation und Nachwuchsgewinnung im Fokus

Auch zwei Jahrzehnte nach der Einführung des Podologengesetzes in Deutschland bleibt das Berufsbild der Podologie umstritten. Die Zukunft des Berufsstandes wird aktuell im Kontext wichtiger gesellschaftlicher und gesundheitspolitischer Themen wie Fachkräftemangel, Bedeutung von Gesundheitsfachberufen und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen heftig diskutiert.

Trotz bereits erzielter Fortschritte besteht nach wie vor ein Informations- und Handlungsbedarf, sowohl in der allgemeinen als auch in der Fachöffentlichkeit. Wie können wir sicherstellen, dass das Gesundheitssystem auf lange Sicht leistungsfähig bleibt und alle Beteiligten erfolgreich zusammenarbeiten, um die bestmögliche Versorgung für Patienten zu gewährleisten? Wie können wir die Ausbildung von Podologen weiter professionalisieren und den Beruf für mehr junge Menschen attraktiv machen? Vielleicht sollten wir uns auch international vernetzen, um von anderen Ländern zu lernen.

Vertreter von Verbänden, Podologieschulen und aus der Industrie kamen am Samstagnachmittag des 1. Aprils 2023 zusammen, um zu diskutieren. Teilnehmer waren Andreas Greppmayr (B.Sc. Podologie, Greppmayr GmbH), Dr. Annette Krützfeldt (Verband leitender Lehrkräfte an Podologieschulen), Klaus Rössler (Deutscher Verband für Podologie), Simeon Ruck (Hellmut Ruck GmbH) und Günter Westkamp (Podologe und Lehrer an der Völker-Schule Osnabrück).

Einheitlicher Maßstab für Ausbildung: Vergleichbarkeit inhaltlicher und qualitativer Aspekte

Es herrschte Einigkeit unter den Podiumsgästen, dass eine bundesweit einheitliche Regelung notwendig ist, um sicherzustellen, dass die Podologieausbildung inhaltlich und qualitativ vergleichbar ist. Durch die Umsetzung des Podologengesetzes wurden bereits bedeutende Fortschritte erzielt.

Klaus Rössler betont, dass der Beruf des Podologen heute politisch viel mehr Anerkennung findet als noch vor einigen Jahren. Dies zeigt sich beispielsweise in der Aufnahme neuer Leistungen in den Heilmittelkatalog und der Anerkennung als systemrelevanter Beruf während der Covid 19-Pandemie. Trotzdem gibt es noch Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Mehr Qualität, größere Kompetenz, erweiterte Zuständigkeiten

Es besteht Konsens darüber, dass eine Akademisierung der Podologie erstrebenswert ist. Die Ausgestaltung hinsichtlich der Gewichtung von medizinischen und therapeutischen Inhalten sowie wissenschaftlichem Arbeiten bleibt jedoch kontrovers. Annette Krützfeldt betonte hierbei die Notwendigkeit einer Vertiefung in diesen Bereichen.

Eine bundesweit einheitliche dreijährige Vollzeitausbildung und die Erweiterung der Kompetenzen stehen für Günther Westkamp an erster Stelle. Die Integration neuer Inhalte in die Ausbildung könnte eine Möglichkeit sein, um eine tiefere Beschäftigung mit Themen wie Heilpraktikerbefähigung, Wundversorgung, Biomechanik und Einlagenversorgung zu ermöglichen.

Laut Westkamp ist es wichtig, praxisorientierte Ausbildungselemente zielgerichteter zu gestalten. Eine Möglichkeit besteht darin, Schülern die Möglichkeit zu geben, in verschiedenen Bereichen der Branche praktische Erfahrungen zu sammeln, wie z.B. ein Podologieschüler, der ein Praktikum bei einem Orthopädieschuhmacher absolviert, um seine Kenntnisse der Biomechanik zu erweitern.

Bedarfsorientierte Qualifizierung in der Podologie: Chancen und Herausforderungen

Andreas Greppmayr ist der Meinung, dass der direkte Vergleich mit Ländern, in denen es eine akademische Podologieausbildung gibt, nicht immer angebracht ist. Er stellt die Frage, wie sich die Akademisierung auf die berufliche Landschaft auswirken wird und wer die Grundversorgung am Fuß übernehmen wird. Greppmayr betont, dass akademisierte Podologen in anderen Ländern Fußprobleme mit anderen Mitteln behandeln, wie z.B. Einlagen, Biomechanik oder Operationen, während in Deutschland die Spangenversorgung als wichtiger Bestandteil der professionellen Arbeit angesehen wird.

Podologie als Karriereoption: Strategien zur Gewinnung und Bindung von Nachwuchskräften.

In der Podologiebranche herrscht ein eklatanter Mangel an qualifizierten Fachkräften. Um diesem Problem zu begegnen, muss die Branche verstärkt junge Menschen motivieren, diesen anspruchsvollen und faszinierenden Beruf zu ergreifen. Hierbei geht es vor allem darum, das Bewusstsein für die vielfältigen Karrieremöglichkeiten in der Podologie zu schärfen und das Interesse von potenziellen Nachwuchskräften zu wecken. Dazu können auch Podologiepraxen beitragen, indem sie jungen Menschen die Chance geben, in einem attraktiven und zukunftsträchtigen Arbeitsumfeld zu arbeiten und ihre berufliche Laufbahn voranzutreiben.

Die Digitalisierung der Ausbildung stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer modernen und flexiblen Ausbildung dar. Wie Simeon Ruck betont, bieten digitale Module jungen Menschen eine zeitgemäße Lernumgebung und erhöhen somit die Attraktivität der Ausbildung. Zudem können diese Module flexibel eingesetzt werden, um die Ausbildung besser mit individuellen Bedürfnissen und Lebenssituationen in Einklang zu bringen. Auf diese Weise leistet die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Ausbildungssystems.

Mit dem FUSS AWARD haben der Deutsche Verband für Podologie, der Bundesverband für Podologie, der Verband leitender Lehrkräfte sowie die Unternehmen neubourg skin care und RUCK ein Zeichen für die Anerkennung und Wertschätzung der Podologie gesetzt. Der Preis, der erstmals im Rahmen der Beauty Düsseldorf verliehen wird, würdigt besondere Leistungen in verschiedenen Kategorien und macht die Vielfalt des Berufsbildes sichtbar. Ruck betont, dass der FUSS AWARD ein wichtiges Instrument zur Förderung von Innovationen und Nachwuchstalenten ist.

Aus Sicht eines Kritikers: Die Aussage von Ruck wird als problematisch angesehen, da sie suggeriert, dass die Branche einseitig ihre Interessen durchsetzen möchte und dabei die Politik instrumentalisiert. Dies könne zu einem Schaden für die Gesellschaft führen, wenn wichtige politische Entscheidungen nicht im Allgemeinwohl getroffen werden, sondern zugunsten von Einzelinteressen.

Die Podiumsdiskussion hat gezeigt, dass es innerhalb der Podologie noch unterschiedliche Standpunkte gibt. Dennoch sind sich alle Teilnehmer darin einig, dass es noch viel zu tun gibt, um die Praxis weiter zu verbessern. Dabei sind sie zuversichtlich, dass die Fortschritte der vergangenen Jahre ein gutes Fundament für weitere Entwicklungen darstellen.

Podologengesetz aktualisiert: Anpassung an die zeitgemäßen Anforderungen

Durch die dreijährige Ausbildung in Podologie, bei der spezielle Inhalte und Fähigkeiten vermittelt werden, sind Podologinnen und Podologen dazu in der Lage, eigenständig Diagnosen zu stellen.

  • Ein bundeseinheitliches Curriculum für die Ausbildung gewährleistet eine hohe Qualität der Ausbildung. Durch einheitliche Standards wird eine Vergleichbarkeit der Ausbildungsabschlüsse und eine bessere Orientierung auf dem Arbeitsmarkt erreicht.
  • Teilweise akademische Ausbildung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.
  • Die Anwendung wissenschaftlicher Methoden bringt verschiedene Disziplinen zusammen und ermöglicht dadurch eine umfassendere Zusammenarbeit.
  • Durch Praxisgemeinschaften wird die öffentliche Wahrnehmung gestärkt und es wird einfacher, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.
  • Digitale Technologien werden in der Podologie-Ausbildung verstärkt zum Einsatz kommen, um die Effizienz und Genauigkeit der Behandlungen zu verbessern.

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